54. Sicherheitspolitische Informationstagung der Causewitz-Gesellschaft
Global oder irrelevant-ist die NATO richtig aufgestellt?
Unter dieser Fragestellung veranstaltete die Clausewitz-Gesellschaft ihre 54. Sicherheitspolitische Informationstagung. In enger Kooperation mit der Führungsakademie der Bundeswehr wurde die Veranstaltung in hybrider Form durchgeführt.
Die NATO hatte während des diesjährigen Gipfels bereits versucht, erste Antworten auf die sich abzeichnenden Entwicklungen zu finden. Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar, haben aber zu einer Verschärfung der Situation beigetragen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der zukünftigen Rolle der NATO in einer multipolaren Welt, in der insbesondere China eine dominierende Rolle einnehmen wird. Weiteres Ziel der Veranstaltung war es, Antworten auf die wirtschaftspolitischen Herausforderungen einschließlich der Gefährdungen im Cyber-Raum zu finden. Nicht zuletzt sollte die Frage beantwortet werden, wie sich die Bundewehr auf diese Herausforderungen einstellt bzw. einstellen muss.
Im Wechsel von Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurden sowohl internationale als auch deutsche Sichtweisen und Überlegungen beleuchtet. Dabei stand der aktive Diskurs sowohl der Teilnehmer vor Ort als auch der Teilnehmer „im Netz“ im Vordergrund.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, eröffnete die Veranstaltung mit einer Tour d’Horizon, die aktuelle sicherheitspolitische Aspekte beleuchtete. Dabei ging er auf die Situation der NATO nach Afghanistan ebenso ein, wie auf die Rolle Russlands und die neue Bedeutung Chinas.
Darüber hinaus beleuchtete er die Lage im Bereich der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, auch in Bezug auf die Stellung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) bis in das Jahr 2023.
Bemerkungen zum Eckpunktepapier, sowie den Themen Führungsfähigkeit Aufklärung und Bevorratung rundeten den Beitrag ab.
Einen besonderen Beitrag präsentierten Angehörige des Lehrgangs für Generalstabsoffiziere, die das Ergebnis ihrer Studienergebnisse zum Thema Gegenwärtige Herausforderungen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) vorstellten.
Der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Martin Kohl, setzte sich in seinem Beitrag mit den gegenwärtigen Herausforderungen für die Ausbildung des militärischen Spitzenpersonals an der Akademie auseinander.
Er plädierte für die Ausbildung kriegstauglicher Stabs- und Generalstabsoffiziere, die charakterisiert ist durch eine solide Fachlichkeit, breite Bildung und charakterliche Lauterkeit. Weitere Ausführungen beinhalteten die Forderung nach lebenslangem (lehrgangsgebundenen) Lernen. Weiterhin stellte er die Vernetzung der Führungsakademie dar und gab einen Einblick in die Herausforderungen, die durch die COVID Pandemie hervorgerufen wurden.
Der Beitragsteil des ersten Tages schloss mit dem Beitrag des Direktors des Internationalen Militärstabs der NATO, Generalleutnant Hans-Werner Wiermann. Er nutzte die Gelegenheit, die momentane Situation der NATO zu erklären. Dabei hob er insbesondere auf das Ringen um ein neues strategisches Konzept ab, das final im Jahr 2022, beim Gipfel in Madrid vorliegen soll.
Beschlossen wurde der erste Tag dann mit der traditionellen Kranzniederlegung und der Würdigung der verstorbenen Mitglieder der Gesellschaft.
Der zweite Tag der Veranstaltung begann mit einem Panel zur aktuellen sicherheitspolitischen Bedrohung im hybriden Raum. Dr. Martin Wolff, Vorsitzender des Clausewitz-Netzwerks für Strategische Studien (CNSS) und zwei weitere Panelteilnehmer widmeten sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Zur häufig gestellten Frage, was denn hybride Kriegsführung ausmache, lieferten die Protagonisten unterschiedliche Erklärungsansätze, was in der Folge zu einer lebhaften Diskussion führte.
Den Abschluss des zweiten Tages lieferte Generalleutnant Andreas Marlow, der Commander des DEU/NLD Corps mit seinem Beitrag zu zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen, insbesondere aus der Perspektive eines NATO High Readiness Corps.
Nach einer 360⁰-Bedrohungsanalyse thematisierte auch er Aspekte wie die latente Bedrohung durch Russland, hybride Kriegsführung und anderes. Insbesondere erläuterte er jedoch die Kernaufgaben des DEU/NLD Corps hinsichtlich der NATO-Einsatzplanung, als Trainingsplattform, im Rahmen des Comprehensive Approach und im Bereich Entwicklung und Experimentation. Wichtig war es ihm darauf hinzuweisen, dass er vor der umfassenden Herausforderung steht, das Korps im Rahmen des NATO Long Term Commitment Planning fit zu machen für die Kriegsführung gegen einen gleichwertigen Gegner.
OTL a.D. Hans-Joachim Gemballa
Quellen für alle Bilder: FüAkBw/ Pressestelle