“Die Streitkräftebasis – Fähigkeitsprofil ab Juli 2017” – RK West am 23.01.2017
Die Streitkräftebasis (SKB) steht aufgrund verschiedener Entwicklungen vor erheblichen Herausforderungen. Insbesondere die Rückbesinnung der NATO auf die Bedeutung der Bündnisverteidigung, die Entscheidung zur Aufstellung eines neuen Organisationsbereichs „Cyber- und Informationsraum“ in der Bundeswehr, aber auch die durch das Weißbuch angestoßene Debatte über den Einsatz der Bundeswehr unter bestimmten Voraussetzungen im Inneren haben naturgemäß erhebliche Auswirkungen auf die Aufgaben dieses Organisationsbereichs.
Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Dipl.-Kfm. (univ.) Martin Schelleis, hat beim RK West dargestellt, wie die Streitkräftebasis die neuen Herausforderungen meistern will und wie sich ihr Fähigkeitsprofil dadurch verändern wird. Die SKB, mit ca. 37.500 Soldaten und 8.800 zivilen Mitarbeitern nach dem Heer zweitgrößter Organisationsbereich der Bundeswehr, ist durch eine beeindruckende Vielfalt an Aufgaben gekennzeichnet, die insbesondere in den Einsätzen der Bundeswehr abgerufen werden. General Schelleis zeigte das große Spektrum an Einsätzen und sog. einsatzgleichen Verpflichtungen auf, zu denen die SKB substanzielle Beiträge zu leisten habe. Auch wenn die Gesamtzahl der Soldaten in den laufenden Einsätzen durch die Reduzierung des Engagements in Afghanistan zurückgegangen sei, stelle die Vielzahl unterschiedlicher, auch kleinerer, Kontingente nach wie vor hohe Anforderungen an die SKB. Die „neue Welt“, in der die Bündnisverteidigung gleichwertig neben die „Out-of-Area-Einsätze“ trete, erfordere von der Bundeswehr ein breites Einsatzspektrum. Für die SKB bringe die Neuausrichtung neue Aufgaben mit sich, z.B. in der Unterstützung deutscher und alliierter Kräfte, für die Deutschland als Transitland eine wichtige Drehscheibenfunktion habe, bei Übungen und Truppenstationierungen in Osteuropa. Zu berücksichtigen sei, dass die Möglichkeit des Outsourcing von Aufgaben im Rahmen der Bündnisverteidigung Grenzen habe.
General Schelleis beleuchtete sodann die Neuaufstellung des neuen Organisationsbereichs “Cyber- und Informationsraum”, die im Wesentlichen aus Elementen der Streitkräftebasis erfolgt. Sie beginne in diesem Jahr, solle in drei Schritten vollzogen werden und in 2021 abgeschlossen sein. Wegen der zahlreichen funktionalen Verknüpfungen sei eine sehr enge Zusammenarbeit der beiden Bereiche erforderlich, die man sicherstellen werde.
Ein weites Feld an neu zu gewichtenden Aufgaben tue sich im Übrigen im Bereich der Nationalen Territorialen Aufgaben auf. Handlungsbedarf gebe es vor allem in der Führungsorganisation, nicht zuletzt durch das Erfordernis eines jederzeit aktuellen Gesamt-Lagebildes. Darüber hinaus müsse die sehr komplexe Zusammenarbeit mit zivilen Behörden, u.a. auch im Zusammenhang mit der Unterstützung im Rahmen von Amtshilfe, regionaler und überregionaler Katastrophenhilfe sowie einem inneren und äußeren Notstand, weiterentwickelt und eingeübt werden. Dies sei auch Gegenstand einer Übung zur Terrorabwehr im Frühjahr dieses Jahres. Abschließend stellte General Schelleis am Beispiel „ABC-Abwehr“ die intensive Zusammenarbeit der SKB auf europäischer Ebene dar, bei der man sich in vielen Bereichen im Rahmen des Framework Nation Concepts Partnernationen gegenüber öffnen und gemeinsame Fähigkeiten entwickeln wolle.
In seinem sehr klar strukturierten Vortrag und der anschließenden intensiven Diskussion mit den ca. 80 Teilnehmern der Veranstaltung hat General Schelleis keine Frage offen gelassen und in sehr anschaulicher Weise das Fähigkeitsprofil der Streitkräftebasis dargestellt und erläutert, das auch nach den beschriebenen Veränderungen durch eine bemerkenswerte Vielfalt geprägt ist.
Jürgen Ruwe, Generalleutnant a.D.