Clausewitz Medaille und Ehrenurkunde 2017 – Festakt vor dem Start in den Alltag des General- und Admiralstabsdienstes
Gelungener Abschluss eines prägenden Lehrgangs im Manfred-Wörner-Zentrum mit Verleihung der Ehrenmedaille und Ehrenurkunde General Carl von Clausewitz
In Anwesenheit des Generalinspekteurs der Bundeswehr General Volker Wieker, des Kommandeurs der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) Konteradmiral Carsten Stawitzki und zahlreicher hochrangiger Gäste überreichte der Präsident der Clausewitz-Gesellschaft (CG) e.V., Generalleutnant a.D. Kurt Herrmann, am 14. September 2017 in Hamburg die Ehrenmedaille General Carl von Clausewitz an Major Philipp Lange und die “Clausewitz-Ehrenurkunde” an den österreichischen Oberstleutnant des Generalstabs Bernhard Gruber. Unterstützt wurde er dabei vom Lehrgangsleiter des 12. Streitkräftegemeinsamen Lehrgangs für den General- und Admiralstabsdienst National (LGAN), Kapitän zur See Richard Kesten, sowie die zuständigen Tutoren Oberstleutnant i.G. Peter Springer und Fregattenkapitän Ingo Wolf.
Herrmann gratulierte den Preisträgern auch im Namen aller Mitglieder der CG zu den erbrachten Leistungen und sprach zugleich den Wunsch aus, die beiden Preisträger möchten zustimmen, dass ihre Arbeiten in bewährter und bereits traditioneller Weise in das Jahrbuch 2017 der Gesellschaft aufgenommen werden können.
Im gut gefüllten Vortragssaal des Manfred-Wörner-Zentrums in der Clausewitz-Kaserne würdigte Herrmann in seinem Grußwort die seit Gründung der Gesellschaft bestehende enge Kooperation mit der FüAkBw, die ihren sichtbarsten Ausdruck in der jährlich gemeinsam durchgeführten Sicherheitspolitischen Informationstagung findet. Er begrüßte es, dass die FüAkBw dem strategischen Denken im Clausewitz‘schen Sinne weiterhin einen gebührenden Platz in der Lehr und Ausbildung einräumt. Nicht nur die kritische Auswertung der Clausewitz‘schen Texte, sondern vor allem die innovative, kreative Interpretation und Umsetzung in moderne, zeitgemäße Modelle, Strukturen und Prozesse werde immer wieder erforderlich. Die sicherheitspolitische Lage sei heute einer hohen Veränderungsdynamik unterworfen. Moderne Technologien wirkten dabei wie Beschleunigungs-Katalysatoren. Dies erfordere auch im strategischen Denken einen ständig den Rahmenbedingungen anzupassenden Transformationsprozess stellte Herrmann fest.
Major Langes herausragende akademische Lehrgangsarbeit befasst sich unter dem Titel “Global Zero” mit Nuklearstrategie und Fragen der nuklearen Abrüstung. Der ehemalige US-Präsident Barak Obama hatte in seiner Prag-Rede 2009 die anzustrebende Vision einer Welt entworfen, in der Kernwaffen vollständig abgerüstet sind. Lange hat in seiner Arbeit das gerade wieder hoch aktuelle Thema differenziert und theoriegeleitet sicherheitspolitisch analysiert. Dabei gelang es ihm, die Vision „Global Zero“ als wünschenswerte Utopie und nicht als Programmatik und Anleitung zu konkretem Handeln zu entschlüsseln. Er kommt zu dem Fazit, dass es unverändert keine nuklearen Werkzeuge gibt, mit denen sich die sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen lassen. Trotzdem bleiben Atomwaffen und globale Sicherheit eng miteinander verwoben. Das Angebot weltweiter Denuklearisierung als Sicherheitsgewinnstrategie wird als Gegenentwurf zum aktuellen nuklearen Frieden der Großmächte bezeichnet, der aber keine Garantie für den Nichteinsatz von Kernwaffen bietet, da die Kenntnis von Bau und Wirkung dieser Waffe selbst bei ihrer physischen Abschaffung erhalten bliebe. Lange kommt damit schließlich zur Erkenntnis, dass es für den Umgang mit der ultimativen Waffe noch keine ultimative Strategie gibt. Er hat sich mit seiner Lehrgangsarbeit für die Würdigung mit der „Clausewitz-Medaille“ in besonderem Maße qualifiziert.
Oberstleutnant des Generalstabs Gruber behandelt in seiner mit der „Clausewitz-Ehrenurkunde“ ausgezeichneten Lehrgangsarbeit das Thema “Maritime Sicherheit und Österreich – ein Paradoxon?”. Er untersucht darin die Auswirkungen maritimer Sicherheit auf die Republik Österreich und das Österreichische Bundesheer. Dabei vergleicht er die maritimen Herausforderungen an die EU mit denen der Republik Österreich und leitet aus den erkannten Parallelitäten die möglichen Konsequenzen für die österreichische Sicherheitsvorsorge ab. In seiner Arbeit macht er plastisch deutlich, dass nicht nur die europäische Binnenstruktur, sondern auch der transnationale Charakter der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Österreich dazu zwingen, seine Sicherheitsvorsorge außerhalb seiner Landesgrenzen zu suchen und sie in vielen Fällen sogar jenseits der EU-Außengrenzen im maritimen Umfeld zu verorten. Mit realistischen Forderungen an die Nutzung und Weiterentwicklung der österreichischen Streitkräfte für Beiträge zur Bewältigung der maritimen Herausforderungen im europäischen Kontext schließt er seine Arbeit ab. Seine Arbeit bietet nach Auffassung der FüAkBw gleichzeitig ein Lehrstück unabhängigen strategischen Denkens, dass der Auszeichnung mit der Ehrenurkunde Carl von Clausewitz in besonderem Maße würdig ist.
Die zentrale Festrede hielt der Generalinspekteur der Bundeswehr. General Wieker ging in seiner Ansprache u.a. auch auf die konkreten Erwartungen im praktischen General- und Admiralstabsdienst ein und hob die Forderung hervor, dass Innere Führung vorgelebt werden müsse.
Musikalisch umrahmt wurde die feierliche Veranstaltung von den Klängen eines Bläserquintetts der Bundeswehr.
Die lebhaften Gespräche mit den Absolventen des 12. LGAN im Rahmen des anschließenden Empfangs boten auch reichliche Gelegenheiten die Ziele und Aktivitäten der CG zu erläutern.