Clausewitz-Forum 2017 in Uedem: “Akteure des Heimatschutzes der dritten Dimension”
Das Zentrum Luftoperationen und das Combined Air Operation Center als Akteure des Heimatschutzes – das Thema des Forums der Clausewitz-Gesellschaft vermag zunächst zu irritieren. Was hat Heimatschutz mit dem Zentrum für Luftoperationen zu tun? Umso spannender waren die Vorträge, die die rund 45 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Clausewitz Forums am 25. Oktober 2017 am Standort Uedem bei Kalkar erwarteten.
Generalleutnant Joachim Wundrak, Kommandeur des Zentrums Luftoperationen, und Mitarbeiter seines Stabes stellten die multinationale Dienststelle vor, in der 24 Nationen vertreten sind. 1.200 Dienstposten – militärisch und zivil – und eine hochmoderne Infrastruktur kennzeichneten Uedem als einen „Standort mit Zukunft“, so Wundrak bei der Begrüßung.
Im Zentrum Luftoperationen sind die einsatzbezogenen Führungsaufgaben von Luftstreitkräften konzentriert. Es setzt sich aus drei Bereichen zusammen: dem Joint Force Air Component, der Operationszentrale der Luftwaffe und dem Bereich Weiterbildung und Weiterentwicklung (Air-C2).
Eine besondere Rolle kommt dem Zentrum Luftoperationen bei der Luftraumüberwachung zu. In der hochmodernen Operationszentrale der Luftwaffe, die die Teilnehmer des Forums besichtigten konnten, werden alle zivilen und militärischen Flugbewegungen über dem Bündnisgebiet und darüber hinaus überwacht. Bedrohungen aus der Luft für die Sicherheit sollen so frühzeitig erkannt und Gefahren ausgeschlossen werden. Diese Aufgabe des „Nationalen Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum“ (NLFZ) kann die Bundeswehr nicht alleine gewährleisten, sie arbeitet deshalb ressortübergreifend mit dem Bundesministerium des Inneren, dem Bundesministeriums für Verkehr und insbesondere der Flugsicherung zusammen. Soldaten der Luftwaffe, Beamte der Bundespolizei und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und Mitarbeiter der Flugsicherung arbeiten in der Operationszentrale Hand in Hand und erfassen alle Daten, die für ein detailliertes Lagebild erforderlich sind. Ein Luftfahrzeug, dessen Verhalten den Verdacht aufkommen lässt, dass es möglicherweise als Waffe für einen terroristischen Anschlag genutzt werden wird, soll früh erkannt werden. Im Krisenfall kann der Inspekteur der Luftwaffe als „German Air Defence Commander“ die politischen Entscheidungsträger umfassend ins Bild setzen und Informationen über geeignete Abwehrmaßnahmen zur Verfügung stellen. Das ressortübergreifende NLFZ wird seit 2003 betrieben. Ein Mitarbeiter des Zentrums Luftoperationen fasste das Ziel der gemeinsamen Anstrengungen so zusammen: „Wir sind bestmöglich gerüstet. 9/11 wird sich nicht wiederholen!“ Da die Anforderungen sich verändern und wachsen, wird auch die Struktur ständig angepasst werden müssen, zuletzt auch wieder verstärkt in Richtung Bündnisverteidigung.
Die Aufgaben und Perspektiven des Weltraumlagezentrums in UEDEM war ein weiteres Thema des Forums. Die zunehmende Kommerzialisierung der Weltraumnutzung (Beispiel „Space X“) und immer neue Möglichkeiten machen die Überwachung und die Gewährleistung der Sicherheit – eine der Aufgaben des Weltraumlagezentrums – zunehmend schwieriger. Noch ist die Nutzung des Weltraums bei derzeit rund 1.400 Satelliten im All wenig reglementiert. Da schon heute 18.000 Anmeldungen für neue Satelliten vorliegen, scheinen jedoch Regulierungen in Zukunft unumgänglich.
Weitere Aufgaben des Weltraumlagezentrums sind die Gewährleistung der Sicherheit und des Schutzes der eigenen Weltrauminfrastruktur und das Bereitstellen der Kompetenz zur Erfassung und Bewertung der Weltraumlage. Auch die Gefahren, die vom sogenannten Weltraumschrott, herabstürzenden Trümmern oder Meteoriten ausgehen, müssen erkannt und bewertet werden, nicht zuletzt zum Schutz der Bevölkerung. („Wieder-/Eintritt-Warnmeldungen“)
Schon heute dient das Weltraumlagezentrum auch den deutschen Einsatzkontingenten, in dem es die Soldaten mit Lageinformationen über den und aus dem Weltraum versorgt.
Das Weltraumlagezentrum arbeitet eng mit Wissenschaft und Forschung, der Industrie, zivilen Organisationen und Dienststellen wie dem BBK und der Deutschen Flugsicherung zusammen, aber auch mit internationalen militärischen Organisationen und Dienststellen. Das Aufgabenportfolio wächst rasch, und bis 2022 soll aus dem Weltraumlagezentrum ein Weltraumoperationszentrum (WROP) entstehen.
Am Ende des Forums bedankte sich der Präsident der Clausewitz-Gesellschaft e.V., Generalleutnant a.D. Kurt Herrmann, bei dem Hausherrn, Generalleutnant Wundrak, dafür, dass er der Gesellschaft den höchst informativen Besuch in dem „aufstrebenden Unternehmen“ ermöglicht hatte. Die Teilnehmer konnten vielfältige Einblicke gewinnen und sich davon überzeugen, dass die „Investitionen in Sicherheit am Standort Uedem“ letztendlich auch dem Heimatschutz in zunehmendem Maße dienen.
Das „Forum light 2017“ wurde von den Teilnehmern als bereichernd und informativ empfunden. Es mag ein Modell sein für künftige Foren als dritte zentrale Veranstaltung neben dem Berliner Colloquium und der Sicherheitspolitischen Informationstagung in Hamburg.
Wolfgang Fett