Das Seebataillon – Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land – RK Nord am 14.02.2023
Am 14. Februar 2023 fand in Hamburg die zweite Veranstaltung des Regionalkreises Nord der Clausewitz-Gesellschaft e.V. diesen Jahres statt. Fregattenkapitän Norman Bronsch trug zum Thema vor:
„Das Seebataillon – Vom Land zum Meer – Vom Meer zum Land“
Das Seebataillon der Deutschen Marine ist ein einzigartiger Verband der Bundeswehr – deutsche Marineinfanterie. Fregattenkapitän Bronsch ist seit Oktober letzten Jahres Tutor im LGAN 2022 an der Führungsakademie der Bundeswehr; zuvor führte er 3 Jahre lang das Seebataillon als Kommandeur. Wer könnte also berufener sein, diesen Unikatverband in seiner Komplexizität, seiner Auftragsvielfalt und seiner ständigen Bindung in einer Fülle von Einsätzen und Übungen vorzustellen. Unter den zahlreichen Gästen waren auch etliche Lehrgangsteilnehmende der LGAN und Studierende der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, eine erfreuliche Entwicklung.
Ein erstes preußisches Seebataillon wurde 1852 in Stettin aufgestellt; die kaiserliche Marine verfügte über drei Seebataillone in Kiel, Wilhelmshaven und im deutschen Pachtgebiet Tsingtao in China. Reichswehr und Wehrmacht hatten keinen Bedarf an Marineinfanterie. In der Bundewehr wurden zwei Vorgängerverbände unter dem gleichen Namen aufgestellt, aber jeweils nach kurzer Zeit wieder aufgelöst.
Das jetzige Seebataillon wurde 2014 als “Multitool” der Marine aufgestellt und umfasst derzeit 1.400 Soldaten in 8 Kompanien, hochmodern ausgerüstet und äußerst schnell und flexibel einsetzbar. Durch ihre grundsätzliche Prägung als Marineinfanteristen leisten die Seesoldatinnen und Seesoldaten sowohl über und unter Wasser als auch an Land ihren Beitrag im streitkräftegemeinsamen und multinationalen Einsatz.
Das bedeutet zum Beispiel: Die Minentaucher entschärfen Sprengfallen, See- und Landminen. Die Küsteneinsatzkompanie sichert Strände und Häfen, beherrscht den Häuserkampf und den Schutz von Fahrzeugkonvois. Die Aufklärungskompanie sucht mit ihren Drohnen Küstenabschnitte ab, setzt Scharfschützen und weitere Soldaten ein, um umfassend Informationen zu sammeln. Und die Boarding-Teams der Bordeinsatzkompanien kontrollieren verdächtige Schiffe oder schützen eigene vor Angriffen. Das Seebataillon stellt damit „maßgeschneidert“ flexible und schlagkräftige Teams zur Verfügung – je nachdem, was der spezifische Auftrag erfordert.
Seit der Aufstellung sind Angehörige des Seebataillons dauerhaft in nahezu alle Einsätze der Bundeswehr eingebunden. Nicht erst seit der Zeitenwende hat sich das Seebataillon für die Landes- und Bündnisverteidigung weiterentwickelt. Hierzu verfügt es im Stab über eine eigene „Gruppe Weiterentwicklung“.
Fregattenkapitän Bronsch verstand, „seinen“ Unikatverband überaus plastisch und für jeden nachvollziehbar darzustellen. Er überzeugte sowohl im Vortrag als auch in der sich anschließenden lebhaften Diskussion durch seine Kenntnisse ebenso wie durch seine Persönlichkeit. In der Diskussion fiel auf, wie zielgerichtet jüngere Offiziere nachfragten, offenbar nicht zuletzt im Hinblick auf künftige Folgeverwendungen. Aber genauso lebhaft war das Interesse gerade auch von Zuhörern ohne militärische Vorerfahrung zu Fragen der Ausbildung, der Nachwuchsgewinnung, der Beschaffung oder dem multinationalen Zusammenwirken mit dem niederländischen ‚Korps Mariniers‘ oder US-, britischer oder spanischer Marineinfanterie.
Nach der Diskussion klang der Abend beim gemeinsamen Abendessen vom Buffet und anschließenden Gesprächen in lockerer Runde aus.
Dr. Hans-Peter Diller
Oberstarzt a.D. und Leiter Regionalkreis Nord