Eine gelungene Auftaktveranstaltung zu einem hochaktuellen Thema – der Regionalkreis Bayern unter neuer Leitung
Im Offiziersheim in Fürstenfeldbruck führte der Regionalkreis (RK) Bayern der Clausewitz-Gesellschaft am 14.Oktober 2019 eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „ Cyber – Eine neue Dimension der Bedrohung für unsere Gesellschaft“ durch. Als Vortragende konnten zwei ausgewiesene Experten gewonnen werden. Im Beisein des Präsidenten der Clausewitz-Gesellschaft trug Frau Professor Dr. Gabi Dreo-Rodosek, die Lehrstuhlinhaberin „Nachrichtensysteme und Netzwerksicherheit“ und Leitende Direktorin des Forschungsinstituts Cyber Operations Defence (CODE) von der Universität der Bundeswehr in München, zu den grundlegenden und zivilen Aspekten vor. Die militärischen Implikationen und strategisch relevanten Faktoren wurden vom Stellvertretenden Inspekteur des Kommandos Cyber- und Informationsraum (CIR), Generalmajor Setzer vorgestellt.
Der Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, Generalleutnant a.D. Kurt Herrmann, nutze die Gelegenheit dem bisherigen Leiter des Regionalkreises Bayern, Generalleutnant a.D. Heinz Marzi für sein langjähriges Engagement im RK Bayern und für seine konstruktive Mitwirkung im Beirat sowie im Erweiterten Vorstand der Gesellschaft zu danken. Den zahlreich anwesenden Mitgliedern und Gästen stellte er anschließend den neuen Leiter, Brigadegeneral a.D. Gerhard Schulz a.D., vor und wünschte ihm viel Erfolg in der neuen Funktion. Beim Hausherrn, dem Kommandeur der Offiziersschule der Luftwaffe, Brigadegeneral Traut, bedankten sich Herrmann und Schulz für die bereitwillige Kooperation und erwiesene Gastfreundschaft. Beide zeigten sich besonders erfreut über die Teilnahme mehrerer Offiziersanwärter, die für ein Informatik Studium vorgesehen sind.
Frau Professor Dr. Dreo Rodosek skizzierte schlaglichtartig die besonderen Herausforderungen im Cyberraum, die mit der Digitalisierung im Allgemeinen und mit ständig wachsender, umfassender Vernetzung im Besonderen für unsere Gesellschaft und die kritischen Infrastrukturen entstehen. Sie zeigte Lösungen auf und wies auf entsprechende europäische und nationale Forschungs- und Förderprogramme hin, die helfen sollen, wieder eine hinreichend eigenständige digitale Souveränität in Deutschland und Europa zu erlangen.
Generalmajor Setzer verdeutlichte, dass Cyber alle Bereiche der Bundeswehr durchdringe und die Cyber- Bedrohung von einer Vielzahl höchst unterschiedlicher Akteuren ausgehe. Er hob exemplarische einige namhafte Cyber-Angriffe hervor und wies auf die hybride Bedrohung sowohl durch Cyber- als auch Informationsoperationen hin. Diese zielten darauf, eine Destabilisierung von Staat und Gesellschaft bereits unterhalb der Schwelle eines bewaffneten Konflikts herbeizuführen.
Setzer ging zugleich auf die Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland ein, die Sicherheitsvorsorge im Cyberraum als gesamtstaatliche Aufgabe darstellt. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Zuständigkeiten der verschiedenen Ressorts hin und stellte für den Verteidigungsbereich den neuen Organisationsbereich Cyber und Informationsraum (CIR) vor. Mit der Bündelung aller CIR-relevanten Fähigkeiten der Bundeswehr unter einem Dach würden richtungsweisende neue Wege beschritten.
Im gemeinsamen Frage-und Antwortteil haben sich beide Vortragende erfreulich offen und bereitwillig den Fragen aus dem Publikum gestellt. In der angeregten Diskussion ergänzten Sie sich beide Vortragende sehr gut und vermittelten so den Teilnehmern ein abgerundetes und aussagekräftiges Bild der zivilen und militärischen Implikationen von Abwehr und Verteidigung im Cyber- und Informationsraum.
Es wurde ebenfalls sehr deutlich auf bestehende Defizite hingewiesen und u.a. eine nachhaltige Stärkung der einschlägigen Fähigkeiten für Deutschland und Europa gefordert. Hier bestehe erheblicher Nachholbedarf, um der Dominanz global agierender amerikanischer und chinesischer IT-Riesen entgegen zu treten und derzeit bestehende Abhängigkeiten Deutschlands und Europas im Kernbereich kritischer Infrastrukturen zu reduzieren. Hierzu wurden konkrete Forderungen abgeleitet und dabei betont, dass entscheidende Schritte folgen und vor allem auch mit hinreichenden Investitionen unterlegt werden müssten. Als markantes Beispiel wurde die notwendige Sicherstellung einer „24/7“ Arbeitsfähigkeit des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums genannt.
Im Fazit kam klar zum Ausdruck, dass es hinsichtlich der Anpassung von Prozessen, Strukturen, Organisationen und Kompetenzen im CIR noch zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen gilt und ein erhebliches Aufgabenspektrum zu erledigen ist. Dabei kam auch zur Sprache, dass sich angesichts unseres föderalen Systems mit seinen verteilten Zuständigkeiten die Bewältigung der notwendigen Veränderungen komplex und besonders schwierig gestaltet. Professor Dr. Dreo Rodosek schloss dennoch mit einem optimistischen Blick in die Zukunft und ermunterte hierzu vor allem auch die angehenden Studierenden der Informatik, sich engagiert, mutig und innovativ in die Lösung der anstehenden Aufgaben einzubringen.